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Freitag, 26. August 2016

Riskante Spiele

Atemkontrolle ist nicht nur eine relativ häufige Praktik unter BDSMern, selbst im Vanilla-Umfeld wird immer öfter mal beim Sex Hand an oder ein Gürtel um den Hals gelegt. Das damit verbundene Risiko unterschätzen die Beteiligten häufig – wenn sie sich dessen überhaupt bewusst sind.

In Hoaxilla-TV Folge 43 interviewen die Macher Lydia Benecke zum Thema Snuff Movies. Dabei geht es nicht nur um Tötungsfantasien, die Leute, die darauf stehen und die Macher hinter den Filmen, die diese Fantasien bedienen.

Themen sind auch die Hintergründe, warum Leute Lust auf BDSM und andere abseitige Arten von Sexualität haben, und auch, wie gefährlich Atemreduktion im Zweifelsfall sein kann. Anhand realer Fälle (autoerotische Unfälle, Pannen beim Dreh etc.) wird demonstriert, dass es da meist eine Frage von Sekunden ist, dass Betroffene sehr schnell nicht mehr handlungsfähig sind, und dass Mitwirkende oft gar nicht mitkriegen, dass die Betroffenen schon komplett weg sind, weil sie Reflexe mit bewussten Handlungen verwechseln.

Die Folge gibt es als Webvideo und als Download in verschiedenen Formaten.

Samstag, 7. Februar 2015

Nein, Fifty Shades of Grey ist immer noch kein BDSM

Stalker. Missbrauchend. Manipulativ. Missbrauchend. Ignoriert Safewörter. Ignoriert Einverständnis. Kontrollierend. Eifersüchtig. Drohend. Christian Grey ist kein Dom. Quelle:The Sixth Siren of Pandora – http://the6thsiren.tumblr.com/post/109594075930

In den nächsten Tagen kommt die Verfilmung von „Fifty Shades of Grey“ weltweit in die Kinos und dürfte damit die Erfolgsgeschichte der Bestseller-Trilogie fortführen. Und wie damals bei der der Premiere der Romane werden viele Zuschauer nicht nur daraus ihr Wissen gewinnen, was BDSM ist und wie eine D/S-Beziehung funktioniert. So mancher wird wohl auch dazu angeregt, das eine oder andere im Schlafzimmer selbst auszuprobieren. Dass der US-Filmverband MPAA seine R-Einstufung des Films nicht nur mit den sexuellen Inhalten, sondern auch mit „ungewöhnlichem Verhalten“ begründet hat, gilt dann eher als Empfehlung, schließlich ist ja ein bissl Kink und Perversion nicht zuletzt dank der Bücher längst salonfähig.

Nur ist der Film, wenn er der Romanvorlage folgt, kein gutes Beispiel für eine reale SSC-Beziehung, sondern eher die Geschichte eines Missbrauchs, die BDSM und Bondage in ein schlechtes Licht rückt. Das ist mittlerweile auch Medien aufgefallen, die den Hype zunächst befeuert haben.

Die Hoffnung, dass die Verfilmung die größten Probleme und gröbsten Klopper der Bücher ausbügelt, dürfte wohl vergeblich sein. 10 Ways We PRAY The Fifty Shades Of Grey Movie Beats The Book listet die zehn Punkte auf, die der Film unbedingt besser machen müsste, jeweils nebst Begründung:

  1. Keine Kabelbinder.
  2. Keine explosiven Orgasmen durch Liebeskugeln.
  3. Gebt Ana zumindest ein wenig sexuelle Erfahrung.
  4. Komplette Offenlegung, was es mit Sklavenverträgen auf sich hat.
  5. Weniger kontrollierendes, missbräuchliches und Stalker-Verhalten von Christian Grey.
  6. Mehr ausgeglichene, normale Perverse.
  7. Vergesst Anas Essprobleme.
  8. Lasst Ana die Kinky-Elemente mehr genießen und nicht erdulden.
  9. Lasst den einen einer Minderheit angehörenden Charakter weniger als Gelegenheitsvergewaltiger erscheinen.
  10. Keine Erzählung aus Anas Perspektive (und keine innere Göttin).

In Will ‘Fifty Shades Of Grey’ Movie Accurately Depict BDSM? Two Dominatrixes And A Submissive Tell All haben sich mit Mistress Matisse, Mistress Morgana Maye und Stephen Elliot drei Leute, die sich auskennen, über den zu erwartenden Realitätsgehalt des Films unterhalten (Spoiler: Nicht besonders hoch.), geben zugleich einen Einblick, wie es wirklich laufen kann, und rücken einige schiefe Ansichten über BDSM und BDSMer gerade. Auch Kali Williams nimmt einige gängige Mythen im Gefolge von E. L. James’ Serie auseinander. Dagegen kann „Fifty Shades of Grey“ immerhin noch als schlechtes Beispiel dienen – in dieser Hinsicht ist es sehr lehrreich. Wer die Bücher liest oder den Film sieht, kommt kaum auf den Gedanken, dass Konsens oder Sicherheitselemente wie Covern dazugehören.

Ich habe nicht ohne Grund eine Bearbeitung des Filmplakats als Eingangsbild dieses Blogposts gewählt: Es ist Teil einer ganzen Serie, mit der Bloggerin The Sixth Siren of Pandora darauf hinweist, dass „Fifty Shades of Grey“ Missbrauch als Liebesgeschichte zu verkaufen versucht. Wenigstens scheint der Effekt auf die meisten Leserinnen und Leser weniger dramatisch als bisweilen befürchtet – sie leiden nur unter den Folgen der Lektüre schlechter Prosa.

Immerhin haben die Bücher und der kommende Film den Verkauf einschlägiger Spielsachen erheblich angekurbelt, nicht zuletzt dank der gleichnamig gebrandeten Sextoy-Serie. Die von deren Herstellern als Grundlage des Erfolgs behauptete Qualität erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung als lachhaft.

Selbst wenn man sich den Film als BDSMer aus klinischen Gründen ansehen wollte: Hauptdarsteller Jamie Dornan hat sich mit seinen Interview-Äußerungen gründlich disqualifiziert. Aber vielleicht ist ja alles ganz anders, und Mr. Greys Spielzimmer sieht wirklich so aus.

Wer nicht neugierig genug ist und seine Zeit besser nutzen will, kann sich ja stattdessen einen Klassiker ansehen – aus Gründen. Und in „Secretary“ ist nicht nur einer der Protagonisten der originale Mr. Grey, er hat außerdem ein interessantes Büro. Der Originaltrailer des ursprünglichen Kinostarts:

Und zum Vergleich dazu der neue Trailer des Re-Releases. Und wer einen authentischen Einblick in die Welt von BDSM und Bondage erhalten will, kann sich The Real 50 Shades of Grey Documentary (Alternativlink) ansehen:

Und da BDSM (Bondage sowieso) und Katzen gut zusammengehen, sei als Alternative noch Fifty Shades of My Cat empfohlen.

Samstag, 10. Januar 2015

50 Shades of Grey schadet Ihrer Gesundheit

Das behauptet jedenfalls eine aktuelle amerikanische Studie, die aufgrund ihres (sicher nicht zufällig gewählten) Themas gerade mediale Aufmerksamkeit erhält. Wer sich anstelle der Presseberichte allerdings „Fiction or Not? Fifty Shades is Associated with Health Risks in Adolescent and Young Adult Females“ selbst vornimmt, sieht das Ganze ein wenig differenzierter und außerdem die Schwächen der Untersuchung. Wen es interessiert: Hier ist die offizielle Pressemeldung, hier die Studie (Volltext als PDF).

Die Studie beschäftigt sich mit den grundsätzlich problematischen Botschaften der Romanserie – eben jene, die auch in der BDSM-Szene kritisiert werden, wonach „Fifty Shades of Grey“ eben keine Geschichte einer BDSM-Beziehung, sondern die Geschichte einer missbräuchlichen Beziehung ist: „depicts pervasive violence against women, perpetuating a broader social narrative that normalizes these types of risks and behaviors in women's lives“ – es geht hier also weniger um BDSM als Lebensstil als um die Darstellung von Gewalt gegen Frauen als normal. Dass BDSM dabei unter die Räder kommt, ist ein anderes Thema, und da kann man den Büchern durchaus Mitschuld geben.

Der Studie zufolge haben Menschen Frauen, die in einer missbräuchlichen Beziehung („abusive relationship“) leben, ein erhöhtes Risiko für Komasaufen („binge drinking“) und häufig wechselnde Sexpartner, außerdem weitere Probleme wie Essstörungen.

Achtung: „häufig wechselnde Sexpartner“ bedeutet im Rahmen der Studie „five or more intercourse partners during their lifetime“, also fünf oder mehr unterschiedliche Partner über das ganze Leben hinweg. Dass die befragten Damen zwischen 18 und 24 Jahren alt waren, ist wohl eine Erklärung für diesen Wert. Im westeuropäischen Vergleich wären fünf Partner in der zwar jungen, aber doch normalerweise sexuell recht aktiven Altersgruppe wohl konservativ geschätzt – da ticken die Amerikaner vermutlich anders. Interessant ist allerdings, dass einmal Analsex soviel zählt wie fünf „normale“ Sexpartner. Das ist gerade für die USA recht vielsagend, denn da gelten Oral- und Analsex unter Jüngeren als beliebte Alternativen zum Vaginalverkehr, weil Frau dabei Jungfrau bleiben kann und damit eigentlich nicht so wirklich Sex hat.

Das Hauptproblem ist nach Ansicht der sechs Studienautorinnen, dass Personen, die ohnehin schon zu den entsprechenden Risikogruppen gehören, durch die Lektüre in ihrem Verhalten bekräftigt werden, statt sich Hilfe zu suchen.

Einen Unterton auf der Andrea-Dworkin- und Alice-Schwarzer-Linie sehe ich darin, dass die Autorinnen grundsätzlich davon ausgehen, dass Bücher wie „Fifty Shades of Grey" oder Pornographie (gerade Online-Pornographie) nicht nur unrealistische Erwartungen an realen Sex wecken, sondern auch grundsätzlich dazu dienen, Gewalt gegen Frauen sozial akzeptabel zu machen. Diese These würde ich ja nun nicht unbedingt unterschreiben.

Und die These, dass „andere Werke der populären Kultur“ auf der gleichen Schiene fahren, ausgerechnet mit „Twilight“ zu begründen, wo 50SOG doch als Twilight-Fanfic begonnen hat und genau die Schwächen und Probleme des Originals übernommen und verstärkt hat, ist eher peinlich.

Interessant bei der Untersuchung ist auch, dass „Fifty Shades of Grey“ gemeinhin als „Mommy Porn“ gilt, aber hier Frauen der Altersgruppe 18–24 unter die Lupe genommen wurden. Begründung: Da sei die Bereitschaft größer, in Sachen Sex auf Erkundung zu gehen. Es kann natürlich auch daran liegen, dass die Autorinnen sich nicht zu viel Arbeit machen wollten und damit schon im Vorfeld der Studie einen gewissen Drall gegeben haben.

Aus der Pressemitteilung geht die Aufteilung der Probandinnen nicht hervor, die Studie ist da aussagekräftiger: „219 who read at least the first Fifty Shades novel and 436 who did not read any part of Fifty Shades“. Außerdem waren die Befragten ausschließlich Studentinnen der Ohio State University, und wie einige unschöne Skandale der letzten Zeit gezeigt haben, ist aufgrund der Strukturen des US-Bildungswesens und der typischen Erziehungstraditionen (Prüderie, Konformitätsdruck, „Jock Culture“ etc.) an US-Universitäten die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, als Studentin sexuell belästigt oder missbraucht zu werden, wobei die Betroffenen aus Angst vor Repressalien schweigen.

Insofern sollte man der Studie bezüglich ihrer Aussagekraft über BDSM und BDSMer nicht zu viel Gewicht zusprechen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Wunschzettel

Weihnachten darf man sich etwas wünschen (Zu anderen Zeiten auch, aber Weihnachten besonders.). Leider besteht keine Garantie dafür, dass sich diese Wünsche erfüllen.

Der erste Schritt dazu ist natürlich, die Wünsche dem Gegenüber auch zu äußern – die stille Hoffnung, dass der oder die andere Gedanken lesen kann und schon von selbst darauf kommt, was einem gefällt, führt selten ans Ziel. Und wer weiß, vielleicht stoßen die Phantasien ja auf enthusiastische Gegenliebe, zumal wenn sie so interessant sind wie bei „Sherman and Madeline“ von Kooman and Dimond, hier vorgetragen von Natalie Weiss:

Da sollte sich doch jemand finden, der diese Wünsche erfüllen kann.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Wehren – aber richtig

Je nachdem, wie jemand BDSM und Bondage betreibt, kann mehr oder minder heftige Gegenwehr von Sub/Bottom, die Top/Dom brechen muss, zu einer Session gehören. Grund dafür ist vielleicht die sportliche Herausforderung, vielleicht die Fantasie des/der Unterlegenen „gegen den eigenen Willen“ etwas tun oder erdulden zu müssen – da müssen Begünstigte, die auf sich halten, sich natürlich mit aller Kraft zur Wehr setzen.

Gegenwehr als solche ist ja durchaus unterhaltsam, und im Rollenspiel mache ich das auch gerne – aber als Rigger, Top und Gelegenheitsdom wäre ich doch sehr dankbar, wenn das „Wehren mit aller Kraft“ Verhandlungssache ist, sprich: sich im abgesprochenen Rahmen bewegt und die Begünstigte beim Wehren nicht alle Bremsen herausnimmt.

Echte Gegenwehr birgt selbst bei einer freundschaftlich gestimmten Rangelei ein gewisses Verletzungsrisiko. Und es ist noch lange nicht gesagt, dass Top/Dom im Ernstfall die Oberhand behalten würde. Ich habe schon mehr als eine Kampfsportlerin mit langjährigem Training und entsprechender Qualifikation verschnürt – wenn die betreffenden Damen sich bei einer Session wirklich gewehrt hätten, bevor die Seile saßen, wäre ich binnen Sekunden platt gewesen.

Wer Kidnapping- und Rape-Games ausprobieren will, sollte mit seinem Partner vorher festlegen, wie weit es jeweils gehen darf, was nicht geht, und zumindest am Anfang mit Ampelregel spielen, bis man sich mit in diesem Zusammenhang einander sicher ist. Eine auch nur gespielte Kampfsituation kann schließlich auch beim „Opfer“ unschöne Reaktionen triggern, von echter Panik über Absturz bis zur Überreaktion, die Dom zum Arzt bringt.

Die eine große Gefahr ist dabei, dass eine wunderschön und spannend ausgemalte Fantasie in der Realität weder wunderschön noch spannend ist, sondern furchterregend und brutal, weil Körper und Psyche in der wahrgenommenen Bedrohung auf Panikprogramm schalten und dann auf die Schnelle auch nicht mehr aus der Panik herausfinden. Die andere ist, dass Top/Dom die Gegenwehr mit zu viel Kraft brechen will. Und das kann nicht nur schwere Verletzungen bedeuten, sondern durchaus auch Lebensgefahr, wenn etwa das Gegenüber die körperlichen Reaktionen bei einer bereits einsetzenden Atemnot immer noch als Gegenwehr deutet und massiv dagegen hält.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Tee und Tüdeln

Kompakter Hogtie: Trotz ein paar loser Seilenden sehr effektiv.

Krankheitsbedingt entschuldigt: Die Kleider blieben an, zur Enttäuschung der Betroffenen

Ganz entspannt in die Seile fallen: Das war das Motto am Wochenende, als beim September-Stammtisch verabredeter Besuch bei mir einfiel. Angekündigt hatten sich zunächst eine, dann drei Damen, die aus unterschiedlichen Gründen Lust auf Verwicklungen hatten. Die Begünstigten in spe brachten frischen Apfelkuchen mit, die Herzdame und ich sorgten für Kaffee, Tee und ausreichend Seil.

Recht schnell ging es dann zur Sache. Die Initiatorin hat gerade ihre dominante Seite entdeckt und wollte ein paar Tipps haben, wie sie ihre willigen Opfer schnell und wirksam einwickeln kann. Bei so etwas bin ich natürlich gerne behilflich – aber zunächst durfte die Dame selbst die Seile erkunden. Schließlich wollte sie auch selbst wissen, wie sich eine etwas aufwendigere Bondage anfühlt. Ein paar Minuten und ein paar Meter Seil später wusste sie es: Fest, aber nicht unbequem – und ausbruchssicher. Der pragmatische Hogtie war inspirierend genug, dass die Begünstigte anschließend die eigene Fingerfertigkeit mit Seil und Knoten an ihrer Spielgefährtin ausprobieren wollte. Jene hatte sich beim ersten Treffen nicht und beim zweiten immerhin ein bisschen getraut, aber zwischenzeitlich bei einer Party intensivere Erfahrungen mit Bondage im japanischen Stil gesammelt – und Blut geleckt. Also warf sie sich trotz angeschlagener Gesundheit als Versuchskaninchen in die Seile. Mit ein wenig Handreichung hatte die frischgebackenen Teilzeit-Domina ihr williges Opfer schnell verpackt und auch schon gleich ein Abschluss-Schleifchen als Markenzeichen auserkoren.

Währenddessen testete die Dritte im Bunde – eine Jungfrau in einschlägigen Dingen – ihre erste Bondage. Von der Initiatorin des Mini-Workshops freiwillig gemeldet, war sie anfangs ein wenig zaghaft, doch zunehmend begeistert. Wie eine andere Novizin erlebte sie den meditativen Aspekt von Bondage gleichermaßen überraschend wie positiv.

Im Lauf des Nachmittags und Abends kugelten stets eine oder mehrere Begünstigte wohlverschnürt auf dem Teppich oder saßen ebenso auf dem Sofa, während die übrigen Anwesenden mit gezücktem Handy Erinnerungen sammelten und sich alle gut unterhielten. Ein wenig skurrile Situationen inbegriffen: So saß die Jungfer gut verpackt auf dem Sofa, die Spielgefährtin trug gerade Ketten, ich war dabei, die Initiatorin umfassend à la japonais zu verschnüren (der Karada war nur der Anfang), als die Mutter der Herzdame anrief. Auf die Frage, was wir gerade machen, kam natürlich unisono der Antwortvorschlag „Spieleabend“. Nun ja, Siedler, Junta und Diplomacy hätte ich als Beweisstücke parat gehabt … ;-) Gut, dass beim abschließenden Abendessen beim Italiener die Geräuschkulisse die Unterhaltung für die Nachbartische unverständlich machte.

Dienstag, 24. Juni 2014

BDSM nur, wenn es laut ist?

Bei einer mehr oder weniger heftigen BDSM-Session kommt Sub/Bottom durchaus an Grenzen – und selbst, wenn diese Grenzen noch nicht erreicht werden, können Schmerzen, aber auch anregende Reize zu lautstarken Reaktionen führen. Nur: sie müssen es nicht, jedenfalls in der Realität. Dazu sind Menschen einfach zu unterschiedlich gestrickt. Während der eine bei der Bearbeitung mit der Gerte jeden Schlag mit Schmerzensschreien begleitet, seufzt die andere höchstens leise oder schließt einfach die Augen.

Anders ist es bei einschlägigen Videos. Hier wird in der Regel jegliche Aktion mit fulminanter Geräuschkulisse ausgeführt, zuweilen so überdreht, dass es ruhigeren BDSMern gegen den Strich geht. Gleichzeitig ist diese Darstellung so typisch, dass mancher Neuling glaubt, bei einer Session hätten grundsätzlich die Wände zu wackeln.

Aber das ist schlicht der Unterschied zwischen Film und Wirklichkeit. Die dramatischen Lautäußerungen in solchen Filmen haben vor allem zwei Gründe: Der Zuschauer – der im Zweifelsfall bezahlt hat – soll ja auch etwas geboten kriegen und mitbekommen, wie hart und heftig es da zur Sache geht. Stilles Leiden und innere Einkehr sind da wenig bildschirmtauglich. Außerdem ist das Ganze eine Rückversicherung der Filmemacher während des Drehs: Solange die Modelle jammern, klagen oder mit Knebel herum-mpfen, sind sie bei Bewusstsein und in der Rolle. Wären sie auf einmal still, wäre das Grund zum Abbruch, weil sie etwa bewusstlos sein könnten.

Das solchermaßen aus Videos Gewohnte verzerrt natürlich wiederum die Wahrnehmung der Wirklichkeit, und Einsteiger sowohl auf Dom- wie auf Sub-Seite meinen, das gehe real immer so, ansonsten sei es ein Fake, kein echtes BDSM und dergleichen.

Eigentlich sollte es einem Zuschauer klar sein, dass etwa ein Entführungsszenario in diesem Zusammenhang nur gespielt ist und die Beteiligten sich in den Drehpausen vermutlich köstlich amüsiert haben. Dennoch habe ich unter anderem miterlebt, wie ein Fan sein Lieblingsmodell ganz ernsthaft gefragt hat, wie es denn so sei, mit Chloroform betäubt zu werden. Wer auf dieses Gleis gerät, sollte kurz daran denken, dass im TV-Krimi auch niemand wirklich erschossen wird.

Sonntag, 9. Februar 2014

Sadistische Feuerteufel

Neulich im Chat schilderte eine Bekannte, wie sie von einer neugierigen Freundin auf ihre Vorlieben angesprochen wurde: „Dann magst du also SM? So richtig? Mit Benzin und Stromschlägen?“ Öh … Ja, klar, wenn ich es romantisch haben will, weiche ich meinen Christbaum auch immer erst in Benzin ein. Selbst wenn BDSMer gelegentlich mit den Feuer spielen, ist Benzin auf der Begünstigten eher keine gute Idee, und in Verbindung mit Strom und anderen funkensprühenden Spielzeugen erst recht nicht. Gut, das Ganze klärte sich recht schnell auf; die fragende Freundin hatte nur Benzin und Kerzenwachs verwechselt (Ist ja auch so naheliegend …).

Unabhängig von der kleinen Verwechslung war dann doch erstaunlich, wie Außenstehende Lust und Leben von uns Perversen wahrnehmen: Auf der einen Seite wurden im Gespräch eher alltägliche Vergnügungen wie Sex im Auto und auf dem Küchentisch oder ein Dreier der BDSM-Sphäre zugeschlagen, andererseits durfte meine Bekannte sich anhören, dass das, was sie ihrer Freundin schilderte, ja gar kein „richtiger SM“ sei.

Schon bitter, wenn eine Vanilla-Zivilistin einen nicht für deviant genug hält. *ggg* Da hilft nur eins: Das Rad weiterdrehen und Spiele mit Benzin gar nicht erst anfangen, und sind die Spritpreise auch noch so pervers. Stattdessen die Sub verdrahten und mit Sprengung drohen, wenn sie nicht brav ist. Sprengstoffgürtel statt Korsett bringt die wahre Haltung und Bombenstimmung im Partybunker. Und „Fliegen“ kriegt in dem Zusammenhang eine ganz neue Bedeutung.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Alles Perverse!

Ich habe ja schon hin und wieder darüber geschrieben, wie Medien häufig mit BDSM und Bondage umgehen. Das Problem beschränkt sich nicht nur auf diese Spielarten – jegliche sexuelle Vorlieben und Betätigungen, die von einer moralisch eng geschnittenen Norm abweichen, werden gerne verteufelt. Dafür werden wiederum andere Dinge als allgemeingültig propagiert, die bei weitem nicht jeden betreffen. Und schließlich gibt es „Neuigkeiten“ und „Untersuchungen“, die die Realität zugunsten der Auftraggeber der zugrundeliegenden Studien verzerren. All dies macht eine weitere Bullshit-Bingo-Variante deutlich: Das Bad Sex Media Bingo fasst gängige Behauptungen aus TV-Sendungen zusammen und erläutert sie. Mittlerweile existiert auch eine interaktive Variante.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Fragestunde rund um Seile, Fesseln & Co.

Vor einiger Zeit stand ich in einem Themenchat rund um Bondage Rede und Antwort. Da einige der Fragen immer wieder kommen, habe ich die Antworten an dieser Stelle noch einmal aufbereitet:

Wenn die Hände anfangen, taub und kalt zu werden: Ist das ein klares Zeichen, dass die Fixierung zu eng ist, oder gehört das dazu?

Zunächst einmal: Kalt und taub ist nicht gut. Die Durchblutung sollte nicht abgeschnürt werden, und auch bei wirksamer Bondage passt normalerweise noch ein Finger zwischen Handgelenk und Seil. Lagebedingt kann einmal ein Körperteil einschlafen – aber das sollte sich nach einem Positionswechsel nach kurzer Zeit geben. Deshalb sollte Rigger/Top zwischendrin auch immer prüfen, dass die Extremitäten nicht kalt werden und Begünstigte/Bottom z. B. Finger und Zehen immer noch kontrolliert bewegen oder Tops Hand fassen kann. „Blau anlaufen“ ist so ein Thema … Je nach Physiologie werden durch gestautes Blut die verschnürten Extremitäten schnell dunkler. Aber zwischen „etwas dunkler“ und „richtig blau“ ist ein weites Feld. Deshalb gilt hier;

  1. Aufpassen,
  2. individuell austesten,
  3. vorsichtig sein und
  4. aufpassen, immer noch.

Bei mir werden relativ schnell Zehen oder Finger dunkel, aber noch lange nicht taub. Und wenn z. B. die Hände taub werden, hat das oft an anderen Stellen die Ursache, etwa über dem Ellenbogen. Ist das „normal“ oder öfter so?

Das kommt häufiger vor, und die Ursache kann natürlich auch weiter weg von den Symptomen liegen. Typisch sind z. B. Beschwerden bei den Händen, die wegen zu enger Seile an den Oberarmen verursacht werden. Die Ursachen sind dabei vielfältig. Die Bondage kann kann einfach zu fest sein, oder das Seil liegt zu dicht am Gelenk oder läuft so ungünstig, dass ein Nerv oder ein Blutgefäß gedrückt wird. Es kann auch lagebedingt sein, weil man z. B. auf dem Rücken liegt und damit auf den Armen, die wiederum dadurch in eine andere Form gepresst werden und deshalb dann die ursprüngliche Seilwicklung nicht mehr so locker ist. Oder aber Extremitäten schwellen im Lauf einer Session an, und deshalb wächst der Druck auf bestimmte Stellen.

Abhilfe: Erst mal allgemein mit Anatomie befassen, wissen, wo Risiko- und Schmerzpunkte sind, dann individuell mit dem Partner schauen und testen – jeder hat seine eigenen empfindlichen Stellen. Taubheit oder Schmerzen kommen irgendwann bei einer längeren Session mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wegen der genannten Umstände. Deshalb nochmal: Als Rigger zwischendrin immer prüfen, ob es noch geht, als Begünstigte(r) lieber rechtzeitig melden und abbrechen.

Wenn Zug auf den Seilen ist, sollte das Seil dann eine Seele haben oder keine?

Das ist bei normaler Bondage eher Geschmackssache und zum Teil materialabhängig. Seil mit Seele hat einen separaten Kern (anderes Material, andere Flechtung o. ä), was die Eigenschaften des Seils beeinflusst. Baumwollseil ohne Seele etwa ist schön kuschelig weich, dafür ziehen sich die Knoten stark zu. Baumwollseil mit Seele ist fester, man kriegt dafür die Knoten leichter wieder auf. Paracord oder Ranger- bzw. Commando-Seil hat meist eine festere Seele und eine weichere Außenschicht. Das hält gut, die Knoten halten gut, aber gehen auch wieder leichter auf. Hanfseile und andere Naturfasern haben meist keine Seele und halten gut, Bergsteigerseil mit Seele ist sehr steif. Wenn es um „Zug“ in Bezug auf Suspension Bondage geht: Da sollte das Seil einfach ausreichend (mit Sicherheitsreserve!) stabil sein, egal, ob mit oder ohne Seele.

Wie lange sollte eine Bondage-Session bei unerfahrenen Partnern gehen?

Das kommt darauf an – auf die eigenen Grenzen, auf die Art der Bondage, da spielen viele Faktoren hinein. Ein massiver Hogtie kann nach fünf Minuten zu viel sein; ich hatte aber auch schon Einsteigerinnen in den Seilen, die nach zwei Stunden enttäuscht waren, dass sie schon wieder herausmussten. Wie immer bei BDSM gilt auch hier: Reden, Kommunizieren, immer abfragen, ob es noch passt (per Ampelregel oder direkt), und als Rigger auf Signale achten und lieber abbrechen, bevor Bottom in den Absturz läuft. Manchmal triggern bestimmte, scheinbar geringfügige Dinge einen Absturz. Augenverbinden kann z. B. eine bis dahin problemlose Session kippen lassen. Ich habe auch einmal einen Fall mitbekommen, da war eine superfeste Verschnürung völlig o. k. – bis die Dame auf den Bauch gedreht wurde, dann kam ohne Vorwarnung und sofort ein Panikanfall mit entsprechendem Abbruch der Session.

Gibt es ergonomisches Bondage, wenn z. B. bereits Probleme mit der Hüfte bekannt und Rückenschmerzen oder Hüftschmerzen nach einer Session programmiert sind, und man danach nicht mehr laufen kann? Gibt es da schonende Techniken? Oder liegt das an falscher Anwendung?

Ich würde dann zunächst eine andere Bondage-Position wählen, weil die Beschwerden dadurch verursacht werden, dass Körperteile in die falsche Richtung gestreckt oder gedehnt werden. Wenn ausgerechnet die individuelle Lieblingsposition die Probleme auslöst, dann kann man die weniger straff schnüren, mit „Abstandshaltern“ und ein wenig Zappelfreiheit. Ein komplett festgeknallter Spreadeagle lässt sich auch nicht so lange aushalten wie ein etwas lockerer, bei dem Begünstigte (ohne Chance auf Befreiung) ihre Position etwas ändern kann. Auch hier hilft es, seine Knoten zu beherrschen und öfter zu üben.

Sonntag, 8. Dezember 2013

Was zum Spielen

Nicht nur auf Szene-Partys und in Foren stößt man auf Verfechter des Einzig Wahren BDSM. Manche Vertreter dieser Denkrichtung bringen ihre Weisheiten auch als Experten (Ahem) in Workshops unters Volk. Via Island of Pain bin ich auf das BDSM Workshop Bingo! von maymay gestoßen. Diese einschlägige Bullshit-Bingo-Variante ist eine gute Checkliste, um die Kompetenz des Dozenten unter die Lupe zu nehmen.

Sonntag, 17. November 2013

Spiel mit dem Feuer

Schmerz und andere Sinnesreize lassen sich beim BDSM-Spiel auf unterschiedlichste Weise erzeugen. Nadeln stechen, Strom prickelt mehr oder weniger heftig, und mit medizinischem Alkohol lässt sich nicht nur desinfizieren, sondern auch etwa ein leichter Kratzer deutlicher spürbar machen. Wer dies im SSC-Rahmen ausprobieren will, sollte allerdings neben den Grundregeln für den sicheren Einsatz dieser Utensilien Physik und Chemie nicht außer Acht lassen: The Perverted Negress schildert am konkreten Fall, was ansonsten bei dieser Kombination alles schiefgehen kann, und hat dazu gleich noch ein weiteres Beispiel für heiße Missgeschicke bei der Session, sobald Feuer im Spiel ist.

Zu jeder Schandtat bereit

Für Bondage- und BDSM-Sessions bedarf es zunächst keiner umfangreichen Ausstattung. Je nach Anlass und Intention kann sich allerdings schon allein die Seilmenge auswachsen. Kommen dann noch Metallfesseln, Knebel, Schlagwerkzeuge und andere Utensilien dazu, bin ich durchaus mit einigen Reisetaschen und Koffern voll Requisiten unterwegs. Aber natürlich geht es auch eine oder mehrere Nummern kleiner, selbst wenn man noch nicht hundertprozentig weiß, worauf man an dem Abend Lust hat. Der Webcomic Try It, You’ll Like It zeigt den Inhalt der Spielzeugtasche, die sich für die Autorin und ihren Partner als möglichst vielseitige Basisausstattung bewährt haben, von Seil und Tüchern über die Rettungsschere bis zu kleinen Snacks gegen Unterzuckerung nach anstrengendem Spiel. Die Zusammenstellung lässt sich problemlos an die persönlichen Vorlieben anpassen und gibt auf jeden Fall einige sinnvolle Hinweise.

Samstag, 31. August 2013

Realitätsabgleich

Film und Wirklichkeit haben wenig miteinander gemein. Das gilt nicht nur für explodierende Autos und unverwundbare Helden, sondern auch ganz besonders für Sex. Wer mangels Erfahrung oder wegen wilder Wunschträume versucht, aus Pornos auf die Wirklichkeit im Bett (oder in der Dusche oder auf dem Küchentisch …) zu schließen, kann sich sein Weltbild im Video Porn Sex vs Real Sex: The Differences Explained With Food korrigieren lassen:

Jetzt fehlt nur noch die BDSM-Variante.

Montag, 3. Juni 2013

Seil-Empfehlungen per Comic

Einschlägige Spiel- und Spielzeugtipps als Webcomic – schon wegen dieses Konzepts habe ich Oh Joy, Sex Toy (OJST) von Erika Moen bereits seit kurz nach dessen Start auf dem Radar. Ich hatte mir die Vorstellung bislang aufgespart, weil ich dem jungen Projekt ein wenig beim Wachsen zusehen wollte. Das Wachstum fiel aus manchen Gründen dann noch recht spärlich aus. Dennoch ist gerade eine gute Gelegenheit, einmal dort vorbeizuschauen.

Moens Blogger- und Comic-Kollegin Lucy Bellwoods hat die Krankheitsvertretung für die Hauptautorin übernommen und eine unterhaltsame und übersichtliche Einführung in die Seil-Bondage gezeichnet: Anwendungsmöglichkeiten, Seilvarianten, Sicherheitshinweise und ein paar Ideen übersichtlich auf einer Seite, dazu eine ganze Reihe Linktipps zu den angerissenen Themen – ein guter Einstieg für Neugierige.

Montag, 4. März 2013

Wohlgeratenes Wochenende

Rigger im Dauereinsatz und lohnende Bilder

Wieder da, das Treffen war ganz wie erwartet fröhlich, ergiebig, anstrengend und zu kurz. Kann bei einer lustigen Truppe abseitig Interessierter, die in einem inspirierend altem Gemäuer zusammenkommt, auch kaum anders sein. Zwischen den Workshops habe ich mich mit vielen Leuten unterhalten und gefühlt noch mehr verschnürt. Den Anfang des Studiomarathons machte eine Dame, die ich bereits vor der Kamera hatte, und die nun ihren Babybauch mit Seilen verziert abgelichtet haben wollte. Danach ging es munter weiter in wechselnder Besetzung mit Einzel- und Gruppenfotos, von Rockabilly Girls in Bondage über Subs als Chain Gang hinter einer toughen Lady bis hin zum nur halb inszenierten Edge Play.

Die eine oder andere Premiere war ebenfalls dabei. So fanden einige meiner Metallspielsachen begeisterte Trägerinnen auch jenseits des Fotoshootings, und eine Novizin schloss ihre erste und im Nachhinein gar nicht schreckliche Bekanntschaft mit Seilen. Außerdem hatte ich Gelegenheit, die frei stehenden Stützbalken im Gemeinschaftsraum angemessen zu nutzen und konnte drei Damen farblich und seiltechnisch aufeinander abgestimmt nebeneinander an den Pfosten drapieren. Schauwerte gab es auch dank der anderen Workshops des Wochenendes: Zwei tänzerisch bewanderte Damen hatten ad hoc eine Bondage-Choreographie entwickelt und führten sie als Höhepunkt des Samstagabends auf.

Neben einschlägigen Vergnügungen war das Treffen wie schon öfter mal wieder eine Variante des Koch- und Knotenstudios – oder diesmal eher Backstudios: Aufgrund der bekannten Vorlieben eines Mitwirkenden hatten viele vorab den Herd angeheizt, und so hatten wir allein am am ersten Tag 15 überwiegend gehaltvolle Kuchen und Torten zum Probieren. Für zwei Dutzend Leute durchaus eine Herausforderung, auch wenn der Auslöser des Backwahns sein Bestes tat, sich im Alleingang durchs Kuchenbuffet zu fräsen. Ähnlich umfangreich gestaltete sich der Rest des kulinarischen Teils. Der mit der Bevorratung betraute Teilnehmer war beim Abschätzen des Bedarfs auf Nummer sicher gegangen, und so hatten wir zunächst Mühe, die Einkäufe überhaupt in der Küche zu verstauen. Hungrig geblieben ist jedenfalls niemand. Es stellte sich beim vegetarischen Curry allenfalls die Frage, wie scharf es BDSMer denn wirklich haben wollen – jedenfalls beim Essen.

Einziger Kritikpunkt, auch wenn die Nächte zwischen Tafeln, Trinken und Reden ohnehin eher kurz waren: Extraweiche Matratzen in Jugendherbergsqualität sind meinem Rücken nicht unbedingt zuträglich, besonders, wenn ich als Abwechslung zum Alltag ganztägig Kamera, Licht und Begünstigte durch die Gegend wuchte und deshalb Muskeln und Gelenke des Abends protestieren. Ich gehe jetzt definitiv ins Fitnessstudio, um an meiner Kondition zu arbeiten.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Zurück zu den Wurzeln

In ein paar Tagen breche ich wieder einmal zu einem Workshop an der Schnittstelle von Knoten und Licht auf. Der Veranstaltungsort ist ausgerechnet jener, an dem ich mich vor Jahren mit meiner damaligen Partnerin erstmals außerhalb des Internets unter Gleichgesinnte gewagt habe. Damals war es für viele der Anwesenden das erste reale Treffen mit anderen, die genauso ticken – und manchen von ihnen begegne ich nicht nur im Netz, sondern auch offline immer wieder einmal.

Im Jahr darauf hielt ich bei der Fortsetzung dieses Treffens meinen ersten Bondage-Workshop mit zwei Dutzend Teilnehmern. Da hatte ich auch schon das ambulante Fotostudio aufgerüstet, um einschlägige Bilder mit ein wenig mehr Variationen hinsichtlich Ausleuchtung und Perspektiven machen zu können.

Beides kommt nun kommendes Wochenende zusammen, in bekanntem Umfeld, doch mit komplett anderer Besetzung. Und anders als bei jenem anfangs allseits zaghaft-verkrampftem Auftakt habe ich heute keine Befürchtungen mehr, welchen seltsamen Leuten man begegnen wird und was alles so passieren kann. Einen Teil der Teilnehmer kenne ich schon real, den Rest werde ich kennenlernen. Ich freue mich auf ein entspanntes Treffen mit Fachsimpelei und Blödeln, Vorführen und Abgucken von Tricks, Essen und Trinken und Gesprächen mit interessanten Menschen. Wird lustig.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Egal – es wird gekauft

Immer wenn man denkt, dümmer geht’s nimmer, kommt prompt jemand und tritt den Gegenbeweis an. Ist schon der Erfolg von „Fifty Shades of Grey“ allenfalls nach dem „Millionen Fliegen können nicht irren“-Prinzip zu begreifen, ist längst die nächste Stufe gezündet. Nein, nicht die angedrohte Verfilmung, egal welche Schauspieler sich darin blamieren dürfen. Ich meine das einschlägige Merchandising – Sexspielzeug mit dem aufgedruckten Buchtitel und dem Plazet der ja qua Fanbase ausgewiesenen Fachfrau (*irrekicher*).

Ein schneller Blick in „The Official Pleasure Collection“, egal ob da oder dort, zeigt, dass das Zeug durchaus zum Buch passt und ebenso auf die Ahnungslosigkeit der Kundschaft setzt. Da gibt es etwa unter dem szenig-dominanten Namen You.Are.Mine. „Handschellen aus Metall“ (Sic! Aus was denn sonst, aus Zucker?). Und natürlich sind das wieder die gruseligen und gefährlichen Blechschellchen zu einem Preis, zu dem es längst vernünftige Handschellen gibt. Man darf ja anscheinend schon dankbar sein, dass keine Kabelbinder „approved by E. L. James“ im Sortiment sind.

Der Rest ist ähnlich: Für ein wenig Silber-Schwarz-Optik und ein gelegentliches Stoffsäckchen mit Werbeaufdruck darf der Käufer (oder vermutlich eher die Käuferin) noch mehr Geld für Ware von bisweilen fragwürdiger Qualität hinblättern, als es beim branchenüblichen Perversenzuschlag ohnehin der Fall ist. Schönes Beispiel ist die Gerte „Sweet Sting“ für knapp 40 Euro. Eine in Abmessungen und Wirkung vergleichbare Springgerte gibt es im Reitsporthandel schon für einen knappen Fünfer. 50SOG ist nun mal für echte Masochisten, und Barnum hatte recht.

Montag, 10. Dezember 2012

Besser gut erlebt als schlecht erfunden

Dem ersten Eindruck nach könnte es gerade recht zum Weihnachtsfest eine interessantere Alternative zu „50 Shades of Grey“ zum Verschenken oder Selberlesen geben: In „Gesundgevögelt“ schildert die Münchner Autorin Susanne Wendel, wie sie durch Erfahrungen als BDSMerin und Swingerin ein entspanntes Verhältnis zu ihrer Sexualität gefunden hat. Das vor kurzem erschienene Buch, in dem sich Wendel auch geoutet hat, gerät gerade ins Visier der klassischen Medien (keine Links, aus Gründen) und gewinnt damit auch an Bekanntheit in der durch 50SOG sensibilisierten Zielgruppe. Im Interview plädiert die Autorin ebenfalls für einen unverkrampfteren Umgang mit der eigenen Sexualität und der der anderen, befasst sich mit den Hintergründen der Neigung zu BDSM und Bondage, reißt das Spannungsfeld Spiel, Beziehung und Spielbeziehung an und betont wie schon andere, dass BDSMer sich außer in Sachen Neugier und Experimentierfreude kaum von den sogenannten „Normalen“ unterscheiden. Vielleicht hilft’s ja.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Roping 101, mit Überraschungen

Damsel, frisch eingefangen

Gegenwehr zögert das Ergebnis allenfalls hinaus

Ein Messer befreit – wenn auch nicht von den Seilen

Schon etwas luftiger

Gut verpackt und maximal frei

Statt Kränze zu flechten, habe ich am ersten Adventswochenende lieber Knoten geknüpft – ich hatte mal wieder Besuch: Jene Bekannte, die von ihren ersten Bondage-Erfahrungen aufs Heftigste begeistert war, schaute zum weiteren Erkunden der Faszination von Seilen und anderen Mitteln zur Einschränkung ihrer Bewegungsmöglichkeiten bei mir vorbei, Beweisfotos inklusive. Wie sich schon bei den ersten tastenden Schritten abzeichnete, schwebte über einem Teil des Fotoshootings ein Hauch von Wildem Westen. Die Dame hatte neben Karl May auch andere Quellen im Kopf und war begierig, eine kleine Kopfkino-Anregung in Bilder umzusetzen.

Für den Auftritt der Western-Lady als Damsel in Distress hatte sie ein passendes Outfit zum Opfern mitgebracht: Hut, Chaps und Stiefel waren tabu, doch der Rest durfte in der Tonne enden. So habe ich denn die Begünstigte für eine längere Fotoserie erst fest verschnürt und dann Zug um Zug entkleidet, ohne die Seile zu lösen – praktisch, wenn man ein Messer zur Hand hat. Während sich Flanellhemd, Jeans und andere Kleidungsstücke nach und nach in Fetzen auflösten, gab die Trägerin für die Kamera das so hilflose wie wütende Opfer mit einem Enthusiasmus, von dem später einige blaue Flecken zeugten. Es blieb nicht bei diesen Bildern. Neben weiteren mehr oder weniger elaborierten Fotogelegenheiten nutzten wir die Zeit ebenso für das Antesten unterschiedlicher Fesselmaterialien und Positionen, um die Neugier der Dame zu befriedigen, wie für ausführliche Gespräche zu den Hintergründen unserer gemeinsamen Vorlieben.

Gerade bei den sportlicheren Teilen des Treffens zeigte sich, dass Enthusiasmus hier außer zu leichten körperlichen Spuren auch zu schmerzhafteren Verwerfungen führen kann – und das nicht nur, weil ich mit scharfer Klinge direkt am Körper meines „Opfers“ hantiert habe. Der Schritt vom Workshop und Shooting zur Session ist manchmal kürzer, als es auf den ersten Blick aussieht, und im Spiel mit der Gefahr lauern Gefühl und Nähe.

Was bleibt, außer vielen Fotos und einem Armvoll geschredderter Klamotten: Die Bremsen haben funktioniert, uns blieben beiden Abstürze und andere Bruchlandungen erspart. Wir haben bei dieser Gelegenheit an einigen Grenzen gekratzt, doch sorgfältig darauf geachtet, sie nicht zu überschreiten. Besser so. Aber ein neuer Aspekt, den ich im Blick behalten sollte.